S21 – Maurer und Stahlbetonbauer auf Exkursion

Zum Ende des zweiten Ausbildungsjahres hat die Klasse B2MA1T eine Exkursion nach Stuttgart unternommen, um die berühmte Bahnhofsbaustelle S21 vor Ort zu  besichtigen. Nachdem sich die Berufsschüler um 9 Uhr am Hauptbahnhof am Gleisende von Gleis 8 mit ihren Klassenlehrern Jürgen Schmid und Markus Strotbek getroffen hatten, wurde sogleich der Baubetrieb durch die Schauluken an den Abtrennungswänden unter die Lupe genommen. Hier bestaunten die angehenden Maurer und Stahlbetonbauer schon die komplexen Schalungselemente und die Massen an Bewehrungsstahl.

Zwar haben wir an diesem Tag das Baustellengelände nicht direkt betreten, dennoch bekamen wir Informationen und Einblicke, die so nicht jedem zugänglich sind. Denn nach unserer Ankunft trafen wir uns in einem der zwei eingehausten Stege, die derzeit die ankommenden Fahrgäste von den Bahnsteigen zum Platz vor dem alten Bonatz-Gebäude (Zugang zu Arnulf-Klett-Platz, Königstraße, etc.) geleiten, mit Frau Schmid zu einem sehr kurzweiligen Fachvortrag. Die Bauingenieurin, die unmittelbar in das Großprojekt Hauptbahnhof involviert ist, vermittelte anhand der Illustrationen an den Wänden, den Schülern und Lehrern Fachwissen aus erster Hand. So erfuhren wir eingangs zunächst, dass die Kostenschätzung für das gesamte Großprojekt (neuer Hauptbahnhof mit den zugehörigen Bauvorhaben im Umland wie Brücken, Tunnel, Schnellfahrstrecke nach Ulm, etc.) derzeit wohl bei ca. 7- 8 Milliarden Euro liegt. Nach einer Übersicht über das Gesamtprojekt wurde der Fokus auf das Schlüssel-Projekt “Neubau des Hauptbahnhofs“ gelegt. Hierzu sollen nachfolgend ein paar Zahlen die Größenordnung verdeutlichen. Der derzeitige überirdische Kopfbahnhof mit 16 Gleisen wird “umgewandelt“ in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof mit 8 Gleisen, der in etwa rechtwinklig zur aktuellen Gleisrichtung verläuft. Die Bahnhofs-Baustelle erstreckt sich auf eine Länge von etwa 450 m, wobei 28 Kelchstützen die Bahnhofsdecke tragen und zeitgleich für die natürliche Belichtung im Inneren des Bahnhofs sorgen. Diese berühmten Kelchstützen, die so vorher noch nie konstruiert wurden und als architektonischer Blickfang des Gebäudes gelten , wurden im Weiteren von Frau Schmid näher beleuchtet. Die gespannt lauschenden Azubis bekamen von der Expertin, die direkt an der Planung und Umsetzung der geometrisch komplexen Gebilde beteiligt ist, sehr viele interessante Fakten und Details mitgeteilt. Spätestens hier wurde die Ingenieurin mit vielen Fragen zu Schalung, Beton, Bewehrung, etc. gelöchert.  Unter anderem erfuhren die zukünftigen Gesellen und ihre Lehrkräfte Folgendes (in Kürze dargestellt): ca. 36 m Spannweite von Stütze zu Stütze, Betonoptik “Weißer Beton“, 6 cm Betondeckung, 22.000 Bewehrungsstäbe in einer Kelchstütze > ca. 500 kg Stahl pro m3 Beton (vgl. zu konventioneller Geschossdecke: ca. 200 kg Stahl / m3 Beton) , Konstruktionsdicken der Stahlbetondecke von ca. 0,35 m bis 2,00 m, etc. . Die Zuhörer staunten über die Dimensionen, die Komplexität und die konstruktiven Details des Bauvorhabens. An dieser Stelle möchten wir uns bei Frau Schmid, die nach vielerlei Fragen mit einem kräftigen Applaus verabschiedet wurde, noch einmal recht herzlich bedanken, dass Sie sich extra für uns an diesem Tag Zeit genommen und ihre hochwertige Fachexpertise eingebracht hat.

Im Anschluss an den Vortrag gingen wir in den S-21-Info-Turm neben Gleis 16, wo die Schüler weitere Einzelheiten über das Bauprojekt in Erfahrung bringen konnten. Unter anderem konnten sich die Lehrlinge über Infotafeln oder Modelle, aber auch spielerisch informieren. So ist es beispielsweise möglich das neue Bahnhofsgebäude mittels einer virtuellen Drohne zu begehen. Eine andere Möglichkeit war ein Spiel am Bildschirm, bei welchem man als Lokführer den Bahnhof auf Gleisen befahren kann. Auch die historischen Hintergründe und die jahrzehntelange Planung werden hier dargestellt.  Zum Ende der Exkursion sind wir die Treppen ganz nach oben gestiegen, um auf das begehbare Dach des Info-Turms zu gelangen, wo wir die Großbaustelle in ihrer ganzen Größe noch einmal von oben betrachten konnten. Nach  einem abschließenden Klassenfoto wurden die angehenden Maurer und Stahlbetonbauer mit neuen, einmaligen Eindrücken von ihren Lehrern in den Nachmittag verabschiedet.